Kennt Ihr das auch? Es gibt so Tage, da…(ergänze nach
Gutdünken). Beim Öffnen der Augen heute früh war ja noch alles normal, das gebe
ich zu. Ich kam gut aus dem Bett, bis aufs Klo. Da war die Welt noch schön.
Beim Verlassen des Bades fiel mein Blick ins Behandlungszimmer und auf einen
gelblichen Fleck mitten auf dem Sisalteppich. Drumherum verteilt lagen lauter
kleiner Holzstücke. Gut, denke ich, Ole hat nur gekotzt. Ist wenigstens kein
Durchfall wie letztens. Gleichzeitig weiß ich, dass Galle ihre gelbgrünen Spuren
auf Teppichen hinterlässt. Die Farbe passt so gar nicht zum Sisal und lässt
sich auch nicht mit einem Läufer kaschieren, denn der hat schon genug damit zu
tun, einen anderen und viel größeren Fleck zu verdecken. Auch Durchfall. Ole von vorletztens.
Da hat nämlich alles Schrubben nichts geholfen und der Fleck sieht echt nicht
dekorativ aus, der Läufer da drauf ne Notlösung. Jetzt warte ich mal ab, was von dem Gallefleck noch zu sehen sein
wird, wenn er getrocknet ist. Ich hab alles versucht. Irgendwann, seufz, ist
wohl ein neuer Teppich fällig.
Tja und ein anderer Teil des Lebens spielt sich außerhalb
des Kienbergtowers ab. Beispielsweise beim Spaziergang mit Ole. Wir laufen also
unweit des Hauses auf einem breiten Fußweg Richtung Tower. Unsere Runde ist
fast beendet. Das Frühstück und ein lecker Kaffee rufen schon…
Ole soll mal kurz sitzen,
weil auf der gegenüberliegenden Straßenseite in unserer Höhe ein kleiner Hund läuft und
ich einen Abstand zu diesem herstellen möchte. Ole würde ja zu gern mal einen
neuen Freund kennen lernen und ist deshalb auf die andere Straßenseite bzw. auf
den Hund fixiert. Blöd nur, dass das so ein kleiner Wadenbeißer ist. Ole würde
den schon beim Beschnüffeln mit seiner großen Nase unter sich begraben. Neee,
lieber doch nicht.
Das mit dem „Sitz“ klappt dann auch hervorragend, bis nach
ca. 3 Sekunden hinter mir eine ziemlich barsche Stimme ertönt: „Gehen Sie mal
weiter, ich will vorbei!“ Wie gesagt, der Fußweg ist breit, der Rasenstreifen (den hatte
ich noch gar nicht erwähnt) daneben noch breiter. Ich drehe mich also um und
frage nach dem Problem, welches ich möglicherweise übersehen haben könnte. Ich
biete der alten Frau, die ein ziemlich verkniffenes Gesicht hat, auch gleich
eine Lösung an. Sie könne ja die Straßenseite wechseln, wenn sie es eilig hätte
oder an uns vorbeigehen, bot ich an. Ich war ja noch nicht fertig mit Ole und
dem Abstand. Also meine Alternativen kamen gar nicht gut an und ich weiß
wirklich nicht, warum nicht. Vielleicht war ich nicht freundlich genug…Stattdessen
fing die alte Frau mit dem zugeknöpften Gesicht an, etwas über die heutige Jugend
zu faseln und ich dachte, gleich würde ich Atemnot kriegen. Ich schwankte
zwischen dem Wunsch, einen Lachflash zu bekommen und tiefer Empörung. Ich
konnte nicht so schnell sortieren, ob das gut ist, mit 56 Jahren zur heutigen Jugend gezählt
zu werden oder ob es eher schlecht war, sich von einer Unbekannten die Weisheit des
Alters absprechen zu lassen. Wahrscheinlich gefror mein Gesichtsausdruck zu irgendeiner
Maske dazwischen. Und dann setzte die Frau noch eins drauf: sie würde schon viel länger
hier wohnen, als ich. Aha. Und Tiere würde sie auch lieben. Nochmal aha.
Nun,
die Argumente meiner Zufallsbekanntschaft waren bestechend, das musste ich
zugeben. Ole wollte dann auch grad noch die Tierliebhaberin kennenlernen und machte
einen Satz auf sie zu. Im letzten Moment zog ich ihn zurück, weil ich Angst
hatte, dass er von der Gift und Galle spuckenden Frau getroffen werden könnte.
Die Frau hatte auch schon ihr Täschchen erhoben und sah uns drohend an.
Also ließ ich die keifende Dame stehen und entschied mich
spontan, selber die Straßenseite zu
wechseln. Vielleicht half mir das ja, meine Gesichtsstarre wieder loszuwerden.
Ich wollte doch nur in Ruhe meine Hunderunde beenden...Die alte Frau hingegen rief dann auf ihrer Seite noch lange Arschloch und weiteres
unverständliches Zeug und als sie weit genug weg war, hob sie eine Hand und
streckte irgendeinen Finger in die Höhe (ich weiß wirklich nicht, welchen) und rief
laut genug, dass ich es verstehen konnte, dass das für mich wäre und noch irgendwas, was ich dann nicht mehr verstanden habe. Außer, dass ich so schlecht sehe, was in weiter Ferne geschieht, höre
ich auch ziemlich schlecht, was jemand, der weit weg ist, nuschelt.
Okay, also mein Amüsement war bedient für diesen Spaziergang
und für diesen Tag. Der Rest des
Weges verlief dann auch ziemlich unspektakulär und wir sind, ohne weitere Behelligungen, gut zuhause angekommen.
Und nein, die darauf folgende Geschichte mit meinem
Einkauf bei Norma, also die mit den drei vollen Taschen und dem
piepsenden Gerät am Ausgang, welches anschlug, als ich den Laden verlassen
wollte, erzähle ich hier nicht. Dabei kämen nämlich weder der Laden Norma noch
die dort tätigen hektischen Mitarbeiterinnen gut weg.Und meine angekratzte Laune würde das auch nicht eben verbessern...